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- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - was ist das?
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Wenn neue Denkmuster das Leben leichter machen Stellen Sie sich vor, Ihr Kopf ist wie ein DJ. Er legt ständig "Gedanken-Platten" auf – mal harmonische Melodien, mal nervige Ohrwürmer. Manche Tracks motivieren Sie, andere ziehen Sie runter. Und jetzt die gute Nachricht: Sie können dem DJ sagen, was er spielen soll. Willkommen in der Welt der KVT! Was ist KVT eigentlich? KVT ist eine wissenschaftlich fundierte Therapieform , die sich damit beschäftigt, wie unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen miteinander verbunden sind. Die Idee dahinter ist einfach: Was Sie denken, beeinflusst, wie Sie sich fühlen und wie Sie handeln. Wenn Sie also lernen, belastende Gedanken zu erkennen und zu verändern, können Sie auch Ihr emotionales Wohlbefinden positiv beeinflussen. Ein Beispiel gefällig? Stellen Sie sich vor, Sie haben einen wichtigen Vortrag und denken: „Das wird eine Katastrophe! Ich blamiere mich total!“ Dieser Gedanke sorgt dafür, dass Sie nervös werden, ins Schwitzen geraten und vielleicht sogar zittern. Der Gedanke selbst ist wie der Dirigent des Stresses – aber was, wenn er falsch liegt? Was, wenn Sie sich genauso gut auf den Gedanken fokussieren könnten: „Ich bin gut vorbereitet und werde das schaffen.“ Die Nervosität würde sinken, das Selbstvertrauen steigen. Klingt doch verlockend, oder? Wie funktioniert das in der Praxis? In der KVT lernen Sie, gedankliche Muster zu hinterfragen und zu verändern. Das geht in mehreren Schritten: Gedanken erkennen: Was genau denken Sie in stressigen Momenten? Bewerten: Sind diese Gedanken wirklich wahr oder vielleicht nur alte Gewohnheiten/Automatismen? Verändern: Gibt es realistischere, hilfreichere Gedanken? Dazu kommen oft noch praktische Übungen, die Sie darin unterstützen, neue Verhaltensweisen zu testen. Haben Sie z. B. Angst vor sozialen Situationen? Dann könnte Ihr Therapeut Sie ermutigen, Schritt für Schritt genau diese Situationen zu meistern – und zwar so lange, bis sie ihren Schrecken verlieren. Ein Werkzeugkasten fürs Leben Das Beste an der KVT: Sie gibt Ihnen Werkzeuge an die Hand, die Sie auch nach der Therapie nutzen können. Sie lernen, Ihre Denkmuster langfristig selbst zu steuern und sich nicht mehr von negativen Gedanken dominieren zu lassen. Das ist wie ein persönliches Upgrade für Ihr mentales Betriebssystem. Für wen ist KVT geeignet? Ob bei Angststörungen, Depressionen oder stressbedingten Beschwerden – KVT ist vielseitig einsetzbar und eine der am besten erforschten Therapieformen überhaupt. Und das Beste: Sie brauchen keine Vorkenntnisse. Alles, was zählt, ist Ihre Bereitschaft, an sich zu arbeiten. Fazit: Werden Sie Ihr eigener "Gedanken-DJ" Kognitive Verhaltenstherapie ist kein Hokuspokus, sondern eine praktische Methode, um ein erfüllteres Leben zu führen. Sie zeigt Ihnen, wie Sie Ihren DJ im Kopf neu programmieren – und zwar auf eine Playlist, die Sie unterstützt statt runterzieht. Klingt gut? Dann könnte es sich lohnen, dieser Therapieform eine Chance zu geben. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Psychiater oder Psychologe - wer macht was?
In der Schweiz gibt es eine ganze Reihe von Fachpersonen, die sich um Ihr psychisches Wohlbefinden kümmern. Zwei Berufsgruppen werden dabei gern mal verwechselt: Psychiater:innen und Psycholog:innen. Was ist also der Unterschied? Was macht ein Psychiater? Stellen Sie sich den Psychiater als eine Art „Hausarzt für die Seele“ vor – nur mit einem Medizinstudium plus einer Fachausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie. Wir dürfen nicht nur reden , sondern auch Tabletten verschreiben , wenn das Sinn macht. Das Spektrum reicht von Gesprächstherapie über medikamentöse Unterstützung (z. B. Antidepressiva oder Medikamente gegen Angst) bis hin zu Krisenintervention. Das Beste: Die Grundversicherung übernimmt das Ganze – kein Zusatzabo nötig. Was macht ein Psychologe? Psycholog:innen kommen aus einer anderen Ecke: Sie haben Psychologie studiert und danach eine mehrjährige psychotherapeutische Weiterbildung absolviert. Sie sind Meister:innen der Gesprächs- und Verhaltenstherapie , können aber keine Medikamente verschreiben – das dürfen in der Schweiz nur Ärzt:innen. Ihre Leistung wird ebenfalls von der Grundversicherung bezahlt – allerdings nur, wenn die Therapie von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet wurde. Zu wem soll ich gehen? Das hängt ein bisschen davon ab, was Ihre Seele gerade so treibt . Psychiater: Wenn es um schwere Depressionen, ausgeprägte Ängste, Psychosen oder andere ernsthafte psychische Erkrankungen geht – und eventuell auch Medikamente hilfreich sein könnten. Psychologe: Wenn Sie vor allem mit Gesprächen arbeiten wollen – zum Beispiel bei Beziehungsstress, leichteren Ängsten, Stressabbau oder persönlichen Entwicklungsthemen. Oft arbeiten wir auch Hand in Hand: Ich als Psychiater kann z. B. eine medikamentöse Therapie starten und parallel an eine Psychologin verweisen, die die Gesprächstherapie übernimmt. Und wenn ich nicht weiss, wo ich anfangen soll? Dann machen Sie’s wie bei einem Zahnschmerz, bei dem Sie nicht wissen, ob’s ein Loch oder eine Zahnfleischsache ist: Gehen Sie zuerst zum Hausarzt (das sollten Sie ohnehin tun, wenn Sie im Hausarztmodell versichert sind). Der kennt Ihr Gesamtbild und weiss, an wen Sie am besten weiterverwiesen werden. Und bitte denken Sie daran: Egal ob Psychiater, Psychologe oder ein ganz anderes Fachgebiet – das Wichtigste ist, dass Sie sich Hilfe holen, wenn Sie welche brauchen . Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Gar nicht so kaputt, wie Sie denken - 7 überraschende Anzeichen, dass es Ihnen besser geht, als es vielleicht scheint
Kennen Sie dieses Gefühl, innerlich wie ein altes Möbelstück zu sein? Ein bisschen wackelig, hier und da angekratzt, und wenn man sich zu abrupt hinsetzt, quietscht es sogar? Viele meiner Patient:innen beschreiben ihre seelische Verfassung so – als wären sie komplett „kaputt“. Doch oft stellt sich im Gespräch heraus: Sie sind gar nicht so kaputt, wie sie denken. Ja, es gibt Wunden, Brüche und schwierige Tage – aber es gibt auch eine Menge Anzeichen dafür, dass psychische Stabilität vorhanden ist. An dieser Stelle möchte ich Ihnen 7 davon vorstellen. Vielleicht werden Sie beim Lesen überrascht feststellen: „Oh, das mache ich ja auch!“ Warum wir uns oft „kaputter“ fühlen, als wir sind Bevor wir zu den Anzeichen kommen, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Psychologie machen – genauer gesagt: in die Selbstwahrnehmung . Der innere Kritiker – ein mieser Lautsprecher Dieser innere Kommentator ist wie ein schlecht gelaunter Radiomoderator, der nur negative Nachrichten vermeldet. Er macht aus einer kleinen Unsicherheit gleich eine Katastrophe („Das hast du wieder total versaut!“) und übersieht dabei komplett Ihre Erfolge. Psychologisch betrachtet spricht man hier von kognitiven Verzerrungen : fehlerhafte Denkmuster, die unser Selbstbild trüben. Beispiele sind: Schwarz-Weiss-Denken („Entweder perfekt oder wertlos“) Katastrophisieren („Das geht garantiert schief“) Gedankenlesen („Alle denken, ich bin unfähig“) Medien, Vergleiche und das „Alle anderen sind okay“-Syndrom Social Media ist das perfekte Beispiel für selektive Wahrnehmung: Wir sehen nur, was andere zeigen wollen – Urlaubsfotos, Erfolgsmeldungen, lächelnde Gesichter. Die Panikattacke am Flughafen oder das Streitgespräch vor dem romantischen Pärchenfoto bleiben unsichtbar. Kein Wunder, dass wir glauben: „Bei allen anderen läuft’s besser.“ Anzeichen 1: Sie suchen sich Hilfe und nehmen Unterstützung an Viele halten Hilfesuche für ein Zeichen von Schwäche. In Wahrheit bedeutet es: Sie übernehmen Verantwortung für Ihre mentale Gesundheit. Hilfe zu suchen – sei es in Form von Therapie, Gesprächen mit Freund:innen oder Selbsthilfegruppen – zeigt, dass Sie nicht passiv im Problem verharren. Sie sind aktiv, Sie wollen etwas verändern. Das ist das Gegenteil von „kaputt“. Eine Patientin sagte mir einmal: „Ich komme mir so schwach vor, weil ich jetzt schon den dritten Therapeuten aufsuche.“ Das ist aber wie bei einem Handwerker – manchmal muss man so lange suchen, bis es passt. Das ist nicht Zeichen von Schwäche, sondern von Beharrlichkeit. Anzeichen 2: Sie können über sich selbst lachen Humor ist psychisches Schmieröl – er macht vieles leichter. Wer sich über eigene Missgeschicke amüsieren kann, hat Abstand zu seinen Problemen. Selbstironie unterscheidet sich von Selbstabwertung: Sie sagt nicht „Ich bin wertlos“, sondern „Ich bin Mensch – und manchmal herrlich chaotisch“. Studien zeigen, dass Humor Stress reduziert, das Immunsystem stärkt und - sofern man ihn im Beisein anderer auslebt - soziale Bindungen vertieft. Ein Patient erzählte mir, wie er bei einer Präsentation aus Versehen ein falsches Dia zeigte – und es erst merkte, als das Publikum über ein Katzenfoto lachte. Statt in Panik zu verfallen, machte er einen Witz daraus. Die Präsentation wurde ein Erfolg – und er ging mit einem Plus an Selbstvertrauen nach Hause. Anzeichen 3: Sie haben funktionierende Bewältigungsstrategien Vielleicht meditieren Sie, gehen spazieren, hören Musik oder sprechen mit einer Freundin, wenn es Ihnen schlecht geht. Diese „kleinen Tricks“ sind in Wahrheit hochwirksame Coping-Strategien . Viele glauben, Strategien müssten spektakulär sein – Yoga-Retreats, Vision Boards, 30-Tage-Challenges. In Wirklichkeit zählt vor allem, was im Alltag funktioniert. Jede bewusst eingesetzte Massnahme, um sich zu stabilisieren, ist ein Zeichen von Resilienz. Anzeichen 4: Sie fühlen noch etwas – auch wenn’s weh tut Viele, die sich „kaputt“ fühlen, empfinden starke Emotionen. Das kann unangenehm sein – aber es ist ein Zeichen, dass das emotionale System funktioniert. Traurigkeit, Angst, Wut – all das sind Signale, dass Ihr Inneres aktiv ist. Emotional völlig „abgeschaltet“ zu sein, wäre hingegen ein Warnsignal, das oft bei schweren Depressionen oder Traumafolgestörungen auftritt. Gefühle sind wie nervige Verwandte: Manchmal wünscht man, sie würden nicht so oft vorbeischauen – aber wenn sie wegbleiben, macht man sich Sorgen. Anzeichen 5: Sie stellen sich Ihren Ängsten Schritt für Schritt Mut ist nicht, keine Angst zu haben – Mut ist, trotz Angst zu handeln . Viele unterschätzen die Kraft der Mikroschritte. Beispiel: Sie gehen trotz sozialer Angst in den Supermarkt – vielleicht nur für einen Liter Milch. Das ist Training für Ihr Nervensystem. Anzeichen 6: Sie sind offen für Veränderung Neugier ist ein Resilienz-Booster. Selbst wenn Selbstzweifel da sind – die Bereitschaft, Neues zu probieren, ist ein klarer Hinweis auf innere Stabilität. Psychisch stabile Menschen haben kein starres Schwarz-Weiss-Denken, sondern können flexibel reagieren. Offenheit für Neues zeigt, dass Ihr Gehirn nicht nur im „Überlebensmodus“ arbeitet, sondern auch im „Gestaltungsmodus“. Anzeichen 7: Sie können anderen Mut machen Empathie ist oft das Produkt eigener Kämpfe. Wer anderen zuhört, sie tröstet oder inspiriert, zeigt innere Stärke. Oft erkennen wir in anderen genau die Kämpfe, die wir selbst austragen – und können deshalb besonders wirksam unterstützen. Das ist keine „Therapie nebenbei“, sondern eine Fähigkeit, die tief aus Resilienz und Lebenserfahrung kommt. Wie Sie Ihre Fortschritte sichtbarer machen Führen Sie ein Fortschrittstagebuch – kleine Erfolge aufschreiben. Feiern Sie Mini-Meilensteine – schon ein Gespräch ohne Vermeidungsverhalten ist ein Erfolg. Vergleichen Sie sich mit Ihrem früheren Ich – nicht mit den Hochglanzversionen anderer. Wann es trotzdem Zeit für professionelle Hilfe ist Manchmal ist es sinnvoll, Unterstützung anzunehmen, auch wenn vieles gut läuft: Wenn Selbstzweifel lähmend wirken Wenn Alltagsbewältigung dauerhaft schwerfällt Wenn emotionale Leere oder Antriebslosigkeit anhalten Frühe Hilfe ist keine Kapitulation, sondern kluge Selbstfürsorge. Fazit – Sie sind wahrscheinlich robuster, als Sie denken „Kaputt“ ist selten das passende Wort. Oft sind wir eher wie Lieblingsgegenstände: Gebrauchsspuren ja, aber voll funktionsfähig – und vielleicht gerade dadurch besonders wertvoll. FAQ – Häufige Fragen 1. Kann man psychische Stabilität messen? Ja – über psychologische Tests und Gespräche. Aber oft ist das subjektive Gefühl im Alltag der beste Indikator. 2. Bedeutet Stabilität, keine Probleme zu haben? Nein. Stabilität heisst, Probleme so zu handhaben, dass sie dich nicht vollständig aus der Bahn werfen. 3. Wie erkenne ich Rückschritte? Anhaltende Verschlechterung Ihrer Stimmung oder zunehmende Vermeidung von Aktivitäten können Hinweise sein. 4. Ist Humor immer ein Zeichen von Stärke? Nicht immer – manchmal ist er ein Schutzschild. Aber auch das kann vorübergehend hilfreich sein. 5. Kann Therapie zukünftigen Krisen vorbeugen? Ja, und das sogar sehr effektiv – wie ein mentales Fitnessstudio. 6. Was tun, wenn sich trotz Fortschritten alles schlecht anfühlt? Gefühle schwanken. Wichtig ist, dranzubleiben, Routinen zu pflegen und ggf. Hilfe zu suchen. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Dopamin - der Superstar in Ihrem Gehirn
Stellen Sie sich vor, Dopamin ist wie der begeisterte Cheerleader in Ihrem Kopf – immer bereit, Sie anzufeuern, wenn Sie etwas Tolles erleben oder ein Ziel erreichen. Aber dieser Botenstoff kann noch mehr, als nur für gute Laune zu sorgen. Was ist Dopamin eigentlich? Dopamin ist ein Neurotransmitter , also ein chemischer Bote, der Nachrichten zwischen den Nervenzellen im Gehirn überträgt. Es wird oft (nicht ganz korrekt) als „ Belohnungshormon “ bezeichnet, weil es uns das Gefühl gibt, auf der Siegerstrasse zu sein – sei es nach einem Erfolg im Job, beim Essen einer leckeren Pizza oder beim Erreichen eines langersehnten Ziels. Aber Dopamin ist kein einfacher Spassmacher. Es spielt auch eine Schlüsselrolle bei: Motivation: Es treibt uns an, aktiv zu werden und Dinge anzugehen. Lernen: Es hilft uns, zu erkennen, was funktioniert – und was nicht. Aufmerksamkeit: Es hält uns fokussiert und wachsam. Wann feuert Dopamin richtig los? Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, wenn es etwas Angenehmes oder Belohnendes erwartet. Das kann ein gutes Essen, Bewegung, Musik oder sogar das Knacken eines Levels in einem Videospiel sein. Allein schon die Vorfreude auf die Belohnung sorgt für einen Dopamin-Kick – manchmal sogar stärker als die Belohnung selbst! Die „ dunkle Seite “ des Dopamins So wunderbar Dopamin auch klingt, es hat auch seine Tücken. Wenn wir ständig nach dem nächsten Dopamin-Hoch suchen – durch Social Media, übermässiges Essen oder andere süchtig machende Verhaltensweisen – kann unser Belohnungssystem durcheinandergeraten. Das Gehirn gewöhnt sich an immer grössere Reize und verlangt mehr, um das gleiche Glücksgefühl zu erzeugen. Ergebnis: Wir prokrastinieren, scrollen ziellos durch TikTok und fühlen uns trotzdem leer. Aber das ist nicht alles – Dopamin spielt auch eine Schlüsselrolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Erkrankungen: Schizophrenie: Hier ist Dopamin eher ein Überflieger, aber nicht im positiven Sinne. Eine Überaktivität im dopaminergen System, insbesondere in bestimmten Bereichen des Gehirns wie dem mesolimbischen System, wird mit Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen in Verbindung gebracht. Deshalb zielen viele antipsychotische Medikamente darauf ab, Dopaminrezeptoren zu blockieren und die Überstimulation zu dämpfen. Depression: Während bei Schizophrenie oft zu viel Dopamin das Problem ist, könnte es bei Depression das Gegenteil sein. Ein Mangel an Dopamin in bestimmten Hirnregionen – vor allem im Belohnungssystem – wird mit Anhedonie (der Unfähigkeit, Freude zu empfinden) und Antriebslosigkeit in Verbindung gebracht. Daher setzen einige neuere Ansätze zur Behandlung von Depressionen darauf, den Dopaminspiegel zu erhöhen. Sucht: Ob es um Alkohol, Drogen oder Smartphones geht – der Mechanismus dahinter ist ähnlich. Suchtverhalten kapert das natürliche Belohnungssystem des Gehirns und zwingt es, Dopamin in grossen Mengen auszuschütten. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn jedoch daran, und die Dosis muss erhöht werden, um das gleiche „High“ zu spüren. Der Weg aus der Sucht bedeutet häufig, das Belohnungssystem langsam wieder ins Gleichgewicht zu bringen. ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung): Hier sieht es ein wenig anders aus: Es wird angenommen, dass bei ADHS ein Mangel an Dopamin in bestimmten Bereichen des Gehirns – insbesondere im präfrontalen Kortex – vorliegt. Das kann erklären, warum Menschen mit ADHS Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder motiviert zu bleiben. Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin) wirken, indem sie den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen und die Signalübertragung verbessern. Ein fragiles Gleichgewicht Dopamin im Gleichgewicht zu halten ist entscheidend – sowohl ein Überschuss als auch ein Mangel können das Wohlbefinden beeinträchtigen. Der Schlüssel liegt darin, gesunde Gewohnheiten zu fördern und Überstimulation zu vermeiden. Bewusste digitale Pausen, ein strukturierter Alltag und ausreichend Erholung können helfen, das Belohnungssystem im Gleichgewicht zu halten. In manchen Fällen kann auch eine medizinische Unterstützung sinnvoll sein. Mit der richtigen Balance bleibt Dopamin ein Antrieb, der motiviert, statt uns psychisch zu destabilisieren. Wie Sie Dopamin auf gesunde Weise boosten können Sie brauchen keine Hightech-Lösungen, um dazu beizutragen, Ihren Dopamin-Haushalt in Balance zu halten: Bewegung: Sport, Spaziergänge oder Tanzen kurbeln die Dopaminproduktion an. Erfolgserlebnisse: Setzen Sie sich kleine, erreichbare Ziele und feiern Sie Fortschritte. Ernährung: Lebensmittel wie Bananen, Eier, Käse, Hülsenfrüchte, Magerquark und Mandeln liefern Tyrosin, einen Baustein für die Dopaminproduktion. Musik: Hören Sie Ihre Lieblingssongs – das führt nachweislich zu gesteigerter Dopaminausschüttung. Digital Detox: Legen Sie bewusste Pausen vom Smartphone ein, um das Gehirn wieder für Dopamin zu sensibilisieren. Fazit: Dopamin - Ihr innerer Antriebsmotor Dopamin ist mehr als ein blosser „Wohlfühl-Botenstoff“. Es spielt eine zentrale Rolle bei Motivation, Konzentration und der Verarbeitung von Belohnungen. Er beeinflusst, wie stark wir uns für Ziele engagieren und wie wir Fortschritte wahrnehmen. Während wir den Dopaminstoffwechsel nicht direkt kontrollieren können, gibt es positive Lebensgewohnheiten, die seine Wirkung unterstützen. Ein bewusster Umgang mit diesen Faktoren kann helfen, Motivation und Zufriedenheit auf natürliche Weise zu fördern. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Sertralin - kleiner Helfer, grosse Wirkung?
In diesem Beitrag erkläre ich Ihnen, was Sertralin ist, wie es wirkt, wofür es in der Schweiz verschrieben wird und worauf Sie achten sollten. Von Wirkung und Nebenwirkungen über Mythen bis hin zu Alltagstipps – alles, was Sie wissen müssen, bevor Sie dem kleinen Serotonin-Booster eine Chance geben. Vorweg: Was ist Sertralin überhaupt? Sertralin klingt ein bisschen wie ein exotisches Mineralwasser – ist aber tatsächlich ein Medikament aus der Gruppe der Antidepressiva . Genauer gesagt: ein SSRI – das steht für Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer . Das bedeutet: Sertralin sorgt dafür, dass im Gehirn mehr Serotonin zur Verfügung steht – ein Botenstoff, der unter anderem für Stimmung, Antrieb und Wohlbefinden wichtig ist. Und nein: Sertralin ist keine „Glückspille“. Sie macht nicht einfach künstlich fröhlich, sondern unterstützt das Gehirn dabei, wieder ins chemische Gleichgewicht zu kommen. Wann verschreibt man Sertralin? In der Schweiz wird Sertralin oft eingesetzt bei: Depressionen – von mittel bis schwer Angststörungen – zum Beispiel Panikattacken oder generalisierte Angststörung Zwangsstörungen (OCD) Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) Sozialen Phobien – wenn Smalltalk in der Kaffeepause wie ein Horrorfilm wirkt Manchmal auch bei anderen Indikationen, aber das wären dann „off-label“-Anwendungen – sprich: nicht offiziell zugelassen, aber medizinisch sinnvoll. Wie wirkt Sertralin genau? Stellen Sie sich Ihr Gehirn wie einen Bahnhof vor. Serotonin ist der freundliche Zugbegleiter, der gute Stimmung verteilt. Das Problem bei Depressionen und Ängsten: Der Zug fährt zwar, aber das Personal wird ständig zu schnell wieder eingesammelt. Sertralin sorgt dafür, dass der Serotonin-Zugbegleiter länger im Einsatz bleibt und mehr „gute Stimmung“ an die Passagiere verteilt. Das dauert allerdings: Erste positive Effekte merkt man oft nach 1–2 Wochen Die volle Wirkung entfaltet sich meist nach 4–6 Wochen Das ist normal – Medikamente für die Psyche sind keine Espressi. Wie nimmt man Sertralin ein? Meist startet man mit 25–50 mg pro Tag Je nach Wirkung und Verträglichkeit steigert man auf 50–200 mg täglich Einnahme am besten morgens – Sertralin kann aktivierend wirken Mit oder ohne Essen – ganz egal, Hauptsache täglich zur gleichen Zeit Wichtig: Keine Dosissprünge auf eigene Faust! Nebenwirkungen - das weniger glamouröse Kapitel Ja, Sertralin hat wie jedes Medikament mögliche Nebenwirkungen. Die häufigsten zu Beginn: Übelkeit oder Magen-Darm-Beschwerden Kopfschmerzen Schlafstörungen oder seltsame Träume Anfangs gesteigerte Nervosität Verminderte Libido oder sexuelle Funktionsstörungen Die gute Nachricht: Viele dieser Effekte verschwinden nach den ersten Wochen . Falls nicht – reden Sie mit uns Ärzten. Oft kann man die Dosis anpassen oder auf ein anderes Präparat umstellen. Mythen & Missverständnisse „Antidepressiva machen abhängig.“ ❌ Nein. Sertralin verursacht keine Sucht . Allerdings sollte man es nicht abrupt absetzen , sondern langsam ausschleichen – sonst kann es Absetzsymptome geben (Schwindel, Kribbeln, Reizbarkeit). „Sertralin verändert meine Persönlichkeit.“ ❌ Nein. Ziel ist, dass Sie wieder Sie selbst werden – nur mit weniger depressiver Schwere oder lähmender Angst. „Ich muss es für immer nehmen.“ ❌ Nicht zwingend. Viele Patienten nehmen es 6–12 Monate nach Besserung weiter, um Rückfälle zu vermeiden. Manche länger, je nach Krankheitsverlauf. Sertralin und Alkohol - geht das? Offiziell: Besser nicht. Realistisch: Ein Glas Wein zum Geburtstag ist kein Drama, aber Regelmässigkeit und grosse Mengen sind keine gute Idee. Alkohol kann die Wirkung abschwächen und Nebenwirkungen verstärken – und psychisch eher zurückwerfen als helfen. Sertralin im Alltag - ein paar Tipps Geduld ist Teil der Therapie. Es dauert, bis sich die Wirkung entfaltet. Nicht nach einer Woche entmutigen lassen. Kombination wirkt oft am besten. Medikamente + Psychotherapie = höhere Erfolgsquote. Regelmässige Kontrolle. Die verordnenden Fachpersonen schauen, wie es Ihnen geht, passen die Dosis an und achten auf Nebenwirkungen. Keine Selbstexperimente. Dosieren, pausieren oder absetzen – bitte nur in Absprache mit Ihrer Fachperson. Auf Signale achten. Wenn es Ihnen plötzlich schlechter geht oder Sie suizidale Gedanken haben – sofort melden! Wann sollte man Sertralin nicht nehmen? Bei bekannter Allergie gegen den Wirkstoff In Kombination mit MAO-Hemmern (seltene ältere Antidepressiva) – das kann gefährlich werden Vorsicht bei schweren Lebererkrankungen Bei Schwangerschaft oder Stillzeit nur nach genauer ärztlicher Abwägung Ein kurzer Blick in die Studienlage Sertralin ist seit den 1990ern auf dem Markt – also kein Experiment. Studien zeigen: Es wirkt bei Depressionen und Angststörungen mindestens so gut wie andere SSRIs, und wird oft besser vertragen als ältere Antidepressiva. Besonders spannend: Manche Untersuchungen zeigen, dass Sertralin auch körperliche Symptome von Angststörungen – wie Herzrasen oder Magenprobleme – günstig beeinflussen kann. Das Fazit vom Psychiater Sertralin ist kein „Happy-Macher“, sondern ein seriöser, gut untersuchter Wirkstoff, der vielen Menschen aus Depressionen und Ängsten heraushelfen kann. Es wirkt nicht über Nacht, und es ist kein Ersatz für Gesprächstherapie oder Veränderungen im Alltag – aber es kann wie ein chemischer Stützpfeiler helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Mein Tipp: Sehen Sie Sertralin nicht als Zeichen von Schwäche, sondern als Werkzeug. Wenn Ihr Knie entzündet ist, nehmen Sie ja auch ein Medikament – warum also nicht, wenn’s um die Seele geht? Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Was Traumafolgestörungen mit dem Gehirn machen: Die Neurobiologie von PTBS und k-PTBS
Traumafolgestörungen Teil 3/5 Traumatische Erlebnisse hinterlassen Spuren – und zwar nicht nur im Gedächtnis, sondern auch im Gehirn selbst. Doch was genau passiert da eigentlich? Und warum sind die Auswirkungen von PTBS und komplexer PTBS (k-PTBS) so vielschichtig? In diesem Beitrag schauen wir uns die Veränderungen im Gehirn genauer an. Die „Hotspots“ des Traumas: Amygdala, Hippocampus und präfrontaler Kortex Es gibt drei Bereiche im Gehirn, die besonders bei PTBS betroffen sind: Amygdala – das Angstzentrum Hippocampus – der Ordnungshüter der Erinnerungen Präfrontaler Kortex – die Steuerzentrale für Vernunft und Kontrolle Amygdala: Alarmanlage im Dauerbetrieb Die Amygdala ist quasi das emotionale Frühwarnsystem. Bei PTBS läuft sie auf Hochtouren. Sie reagiert übertrieben stark auf potentielle Gefahren und schickt das ganze System in Alarmbereitschaft – egal, ob echte oder vermeintliche Bedrohung im Spiel ist. Das Ergebnis: Schon kleine Auslöser können das Gefühl von Angst und Panik hervorrufen. Das erklärt, warum Betroffene oft schreckhaft sind und sich ständig „wachsam“ fühlen. Hippocampus: Wenn Erinnerungen aus dem Rahmen fallen Normalerweise sorgt der Hippocampus dafür, dass Erlebnisse sauber abgelegt und zeitlich eingeordnet werden. Nach Traumata kann der Hippocampus schrumpfen oder schlechter arbeiten. Erinnerungen an das Trauma werden dann wie lose Puzzlestücke gespeichert und tauchen unvermittelt auf – Flashbacks sind das auffälligste Symptom. Gleichzeitig fällt es schwer, neue positive Erfahrungen richtig abzuspeichern, was die Belastung zusätzlich erhöht. Präfrontaler Kortex: Steuerung ausser Kraft Der präfrontale Kortex hilft normalerweise, Gefühle zu regulieren und Impulse zu kontrollieren. Doch bei PTBS und besonders bei k-PTBS ist hier oft „Funkstille“. Emotionale Reaktionen steuern dann eher die Amygdala und weniger das rationale Gehirn. Dadurch fällt es schwerer, sich zu beruhigen, die Kontrolle zu behalten oder Distanz zu beängstigenden Erinnerungen herzustellen. Im Falle der k-PTBS wirkt sich das besonders auf zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstbild und Affektregulation aus. Stresshormone und Vernetzung Traumafolgen sind aber mehr als ein „Alarmproblem“. Im Gehirn sorgt anhaltender Stress durch PTBS und k-PTBS oft für ein Übermass bestimmter Stresshormone wie Cortisol. Das beeinflusst wiederum die Funktion und Struktur von Nervenzellen. Über längere Zeit verändert sich so die Architektur der Hirnregionen: Manche Areale werden kleiner, andere – wie die Amygdala – wachsen sogar. Die Balance zwischen den verschiedenen Netzwerk-Systemen im Gehirn verschiebt sich, was die Regulation von Gefühlen, Aufmerksamkeit und Gedächtnis erschwert. Einfluss auf das Netzwerk für Bindung und Identität (k-PTBS) Bei k-PTBS ist nicht nur die Verarbeitung von Angst und Erinnerung betroffen. Auch Netzwerke, die für Bindung, Selbstbild und Emotionssteuerung wichtig sind, geraten aus dem Gleichgewicht. Das macht sich bemerkbar in starker innerer Unsicherheit, Problemen mit Nähe und Distanz und häufigen Gefühlsausbrüchen. Die Betroffenen erleben sich oft als "fremd im eigenen Leben" oder fühlen sich wie abgeschnitten von sich selbst und anderen. Kann sich das Gehirn wieder erholen? Die erfreuliche Nachricht: Unser Gehirn ist anpassungsfähig! Mit gezielter Therapie und Unterstützung können viele der beschriebenen Veränderungen rückgängig gemacht oder abgemildert werden. Neue neuronale Verbindungen entstehen, und das Stresssystem kann herunterfahren. Auch wenn der Heilungsweg oft lang ist, lohnt es sich dranzubleiben und Unterstützung anzunehmen. Fazit: PTBS und k-PTBS gehen mit "echten", grundsätzlich messbaren Veränderungen im Gehirn einher. Das Verständnis für diese Prozesse kann Betroffenen helfen, besser mit ihren Symptomen umzugehen und Hoffnung auf Besserung zu schöpfen. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Wenn das Erlebte krank macht: Wie wird eine PTBS oder k-PTBS diagnostiziert?
Traumafolgestörungen Teil 2/5 Manchmal liegt das Trauma schon Jahre zurück. Aber der Körper reagiert, als wäre es gerade eben passiert. Geräusche, Gerüche oder Orte können Trigger sein – und plötzlich ist man wieder mittendrin. Für viele Betroffene ist das der Alltag mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) – oder der komplexen Variante (k-PTBS) . Doch wie findet man eigentlich heraus, ob es sich wirklich um eine PTBS handelt? Heute geht’s um Diagnostik und Differentialdiagnostik – ein verständlicher Einblick für alle, die selbst betroffen sind, jemanden begleiten oder einfach mehr wissen möchten. Es beginnt mit Zuhören - aber richtig Wer eine traumatische Erfahrung gemacht hat, trägt oft ein ganzes Paket aus Erinnerungen, Gefühlen und körperlichen Reaktionen mit sich herum. Viele Betroffene haben längst versucht, „damit klarzukommen“ – manche jahrelang, ohne je über das Erlebte gesprochen zu haben. Darum beginnt eine traumasensible Diagnostik nicht mit bohrenden Fragen, sondern mit einem behutsamen Gespräch : Was ist passiert – und was hat es mit Ihnen gemacht? Dabei interessiert sich die Fachperson vor allem für zwei Dinge: Welche Erlebnisse waren eindeutig überfordernd oder lebensbedrohlich? (z. B. Gewalt, Missbrauch, schwere Unfälle, Krieg, Flucht, Ohnmachtssituationen) Und wann im Leben gab es längere Phasen von Unsicherheit, Angst oder Kontrollverlust? (etwa durch emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, Mobbing, instabile Beziehungen oder chronische Belastung) Manchmal hilft es, gemeinsam eine Lebenslinie zu zeichnen – eine Art Zeitstrahl mit Höhen und Tiefen. Dabei kann sichtbar werden: Wann erste Symptome aufgetreten sind (z. B. Schlafstörungen, Rückzug, Flashbacks) Ob es eine Zeit „davor“ gab, in der man sich stabiler gefühlt hat Und wie sich die Belastungen im Laufe der Jahre entwickelt haben Wichtig zu wissen: Niemand muss sein Innerstes auf Anhieb auspacken. Viele Menschen erzählen beim ersten Gespräch nur das, was sie gerade aushalten können – und das ist völlig in Ordnung. Gute Diagnostik respektiert Grenzen und schafft einen sicheren Raum, in dem nichts muss. Fragebögen & Interviews: Mehr als nur Kreuzchen Um ein möglichst klares Bild zu bekommen, nutzen Psychotherapeut*innen oft strukturierte Fragebögen. Das klingt vielleicht trocken, ist aber in Wahrheit eine riesige Hilfe – denn viele Menschen haben gar nicht auf dem Schirm, was alles mit dem Trauma zusammenhängen kann. Einige dieser Werkzeuge: PCL-5 : 20 Fragen zu typischen PTBS-Symptomen. Gut verständlich, schnell ausfüllbar. ITQ : Fragt gezielt nach den Merkmalen der komplexen PTBS (also z. B. Probleme mit Gefühlen, Selbstwert, Beziehungen). CAPS-Interview : Wird von Profis durchgeführt, dauert etwas länger, ist aber dafür sehr genau. Wichtig: Ein Fragebogen ersetzt nie das Gespräch. Aber er hilft, Symptome sichtbar zu machen, die im Alltag oft untergehen – wie Schlafstörungen, emotionale Taubheit oder extreme Schreckhaftigkeit. Ist das jetzt PTBS - oder etwas anderes? Jemand hat Albträume, ist ständig angespannt, hat Schuldgefühle und zieht sich zurück. Klingt nach PTBS, oder? Könnte aber auch eine Depression sein. Oder eine Angststörung. Oder ein ganz normaler Trauerprozess. Darum machen Fachpersonen eine sogenannte Differentialdiagnostik. Das bedeutet: Was spricht für PTBS oder k-PTBS? Was spricht eher für eine andere Diagnose? Oder: Gibt es vielleicht mehrere Probleme gleichzeitig? Hier ein paar häufige Verwechslungskandidaten : Mögliche Diagnose Unterschied zur PTBS Depression Keine Flashbacks oder Reaktionen auf Trigger Angststörung Angst eher „allgemein“, nicht trauma-spezifisch Borderline-Persönlichkeitsstörung Starke Impulsivität & instabile Beziehungen seit der Adoleszenz Trauerreaktion Zentrum ist der Verlust – nicht das Erleben von Gefahr Dissoziative Störung Zeitlücken, Gefühl von „nicht ich sein“ stärker ausgeprägt Das Ganze ist wie Puzzeln – nur mit sehr feinfühligen Teilen. Manchmal braucht es mehrere Sitzungen, manchmal auch andere Fachmeinungen. Wichtig ist: Gut Ding will Weile haben – vor allem bei der Seele . Und was bringt die ganze Mühe? Ganz einfach: Je klarer die Diagnose, desto besser lässt sich helfen. Denn die Therapie bei einer „klassischen“ PTBS sieht oft anders aus als bei einer komplexen PTBS. Bei PTBS stehen oft gezielte Konfrontation und Verarbeitung im Fokus (z. B. EMDR oder Traumaexposition). Bei k-PTBS geht es zuerst darum, überhaupt wieder innere Stabilität und Selbstwert aufzubauen – bevor man sich ans Trauma wagt. Ausserdem: Eine exakte Diagnose kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden („ Sie sind halt sensibel “ – nein, das hat andere Ursachen!). Sie schafft Zugang zu Unterstützung – sei es durch Therapie, Sozialberatung oder Anerkennung im Renten- oder Versicherungssystem. Und nicht zuletzt: Es entlastet . Viele Menschen atmen regelrecht auf, wenn das, was sie erleben, endlich einen Namen bekommt. Fazit: Genau hinschauen lohnt sich Die Diagnose einer PTBS (oder k-PTBS) ist ein Prozess – manchmal ein längerer. Aber es lohnt sich. Denn wer einmal wirklich verstanden wurde, kann sich auch besser selbst verstehen. Wenn Sie gerade an dem Punkt stehen, wo Sie sich fragen, „Ist das, was ich erlebe, noch normal?“ – dann sind Sie nicht allein. Und es ist völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen. Im nächsten Teil schauen wir uns an, was bei der PTBS (oder k-PTBS) im Gehirn passiert . Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Traumafolgestörungen: Teil 1/5
Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens ein oder mehrere potenziell traumatische Ereignisse – also Situationen, die erschüttern, überfordern und die eigene innere Stabilität tief ins Wanken bringen können. Während manche solche Erfahrungen mit der Zeit verarbeiten, entwickeln andere daraus sogenannte Traumafolgestörungen. Diese können das Leben nachhaltig beeinflussen – emotional, körperlich, sozial. In diesem ersten Teil meiner Serie schauen wir genauer hin: Was ist überhaupt eine Traumafolgestörung? Wie unterscheiden sich die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und die komplexe Traumafolgestörung (k-PTBS) ? Und wie häufig sind sie in der Schweiz? Was ist ein psychisches Trauma? Ein psychisches Trauma entsteht durch ein Ereignis, das als lebensbedrohlich, extrem beängstigend oder ohnmächtig machend erlebt wird – etwa ein schwerer Unfall, Gewalt, Missbrauch, Naturkatastrophen oder Krieg. Auch Vernachlässigung in der Kindheit oder der plötzliche Verlust einer nahestehenden Person können traumatisch wirken, wenn sie die emotionale Verarbeitung überfordern. Nicht jede Person entwickelt nach einem Trauma eine psychische Störung. Wenn das Erlebte aber so tief nachwirkt, dass das Sicherheitsgefühl dauerhaft erschüttert ist, sich Symptome einstellen und der Alltag massiv beeinträchtigt wird, spricht man von einer Traumafolgestörung. Zwei Hauptformen: PTBS und komplexe PTBS Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist die bekannteste Form einer Traumafolgestörung. Sie wurde bereits in der ICD-10 – der internationalen Klassifikation von Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – beschrieben. Mit der Einführung der ICD-11 (die seit 2022 schrittweise in der Schweiz umgesetzt wird) kam eine zweite Form hinzu: die komplexe posttraumatische Belastungsstörung (k-PTBS). Die "klassische" PTBS tritt meist nach einem einzelnen traumatischen Ereignis auf – zum Beispiel nach einem Überfall, einem Verkehrsunfall oder einer Vergewaltigung. Die wichtigsten Symptome sind: Wiedererleben (Intrusionen): Flashbacks, Albträume oder plötzliche Erinnerungen, bei denen das Trauma emotional erneut durchlebt wird. Vermeidung: Alles, was an das Erlebte erinnert, wird gemieden – seien es Orte, Menschen oder Gespräche. Anhaltende Übererregung: Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Schreckhaftigkeit – der Körper bleibt im "Alarmmodus". Negative Veränderungen in Stimmung und Denken: Gefühle von Schuld, Scham, Misstrauen oder Entfremdung gegenüber anderen. Diese Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen bestehen, um als PTBS zu gelten. Die komplexe PTBS betrifft vor allem Menschen, die über längere Zeit und wiederholt traumatisiert wurden – etwa durch langanhaltenden sexuellen Missbrauch, emotionale Vernachlässigung in der Kindheit oder andauernde häusliche Gewalt. Zusätzlich zu den oben genannten PTBS-Symptomen treten hier drei weitere Kernmerkmale auf: Störungen in der Emotionsregulation – etwa Wutausbrüche, plötzliche Gefühlsleere oder das Gefühl, von Emotionen überwältigt zu werden. Ein tiefgreifend negatives Selbstbild – Gefühle von Wertlosigkeit, Scham, Schuld oder das Empfinden, "grundlegend falsch" zu sein. Chronische Beziehungsprobleme – Schwierigkeiten, Vertrauen zu fassen, Nähe zuzulassen oder stabile Beziehungen aufzubauen. Diese Form der Traumafolgestörung ist oft schwerer zu erkennen, weil ihre Auswirkungen nicht nur das Erleben des Traumas betreffen, sondern auch das Selbstbild, die Gefühlswelt und die Beziehungsfähigkeit eines Menschen tiefgreifend verändern können. Es müssen also eine Reihe von anderen diagnostischen Kategorieren miterwogen werden. Unterschiede zwischen ICD-10 und ICD-11 In der ICD-10 wurde nur die "klassische" PTBS beschrieben. Viele Betroffene mit komplexeren Verläufen passten damit nicht ganz ins Raster – was auch therapeutisch problematisch war. Die ICD-11, die seit einiger Zeit in der Schweiz eingeführt wird, unterscheidet nun klar zwischen PTBS und komplexer PTBS. Das ist ein wichtiger Schritt, um Leidenswege besser zu verstehen – und gezielter zu behandeln. Wie häufig sind Traumafolgestörungen in der Schweiz? Laut Studien liegt die Lebenszeitprävalenz für PTBS in der Schweiz bei etwa 3 bis 4 Prozent. Das heisst, dass rund jede 25. Person im Laufe ihres Lebens eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Nach besonders schweren Traumata – etwa sexueller Gewalt oder Kriegsereignissen – liegt die Wahrscheinlichkeit deutlich höher: Zwischen 25 und 35 Prozent der Betroffenen entwickeln eine PTBS. Zahlen zur komplexen PTBS liegen derzeit noch nicht flächendeckend vor, da die Diagnose relativ neu ist. Internationale Studien deuten aber darauf hin, dass diese Form besonders häufig bei Menschen vorkommt, die über lange Zeiträume chronischen Belastungen ausgesetzt waren – oft schon in der Kindheit. Fazit Eine Traumafolgestörung ist eine seelische Reaktion auf extreme Belastung. Sie kann das Leben tiefgreifend beeinflussen, aber sie ist behandelbar. Entscheidend ist, dass Betroffene verstanden und ernst genommen werden – und Zugang zu fachlicher Hilfe bekommen. Im nächsten Teil unserer Serie geht es um die Frage: Wie wird eine Traumafolgestörung eigentlich diagnostiziert? Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Herzlich Willkommen auf meinem Blog!
Wahrscheinlich haben Sie gerade den ersten Schritt gemacht, um sich mit Ihrer seelischen Gesundheit auseinanderzusetzen – das ist grossartig! Manchmal braucht es einfach einen frischen Blick, eine neue Perspektive oder auch eine kleine Unterstützung, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Genau darum geht es hier auf meinem Blog: Ich möchte Ihnen in loser Folge spannende, aufschlussreiche und manchmal auch ein bisschen überraschende Themen rund um seelische Gesundheit näherbringen. Was dürfen Sie hier erwarten? Spannende Einblicke in Themen wie Stressbewältigung, Depression, Achtsamkeit oder Schlafprobleme – immer nah dran an der Praxis und mit einem Blick auf die kleinen Dinge, die im Alltag oft einen grossen Unterschied machen. Zudem gibt es eine FAQ-Sektion, im Rahmen derer ich auf häufig gestellte Fragen eingehen werde. Ob Sie sich einfach informieren wollen, Inspiration suchen oder einen neuen Blickwinkel auf Ihre Gedanken und Gefühle bekommen möchten – hier sind Sie genau richtig. Also: Machen Sie es sich gemütlich, klicken Sie sich durch die Beiträge und lassen Sie uns gemeinsam über psychische Gesundheit sprechen – unverkrampft, verständlich und auf Augenhöhe. Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen! Dr. med. Lienhard Maeck, MHBA Psychiatrie und Psychotherapie FMH
- Panikattacken: Kein Grund zur Panik!
Kennen Sie das? Ihr Herz rast plötzlich wie wild, die Luft wird scheinbar knapp, Schweiss bricht aus und ein überwältigendes Gefühl der Bedrohung überkommt Sie – obwohl, objektiv betrachtet, gar keine Gefahr besteht. Wenn Sie diese Symptome kennen, haben Sie möglicherweise bereits eine Panikattacke erlebt. Sie sind damit nicht allein! In diesem Artikel erfahren Sie, was Panikattacken sind, wie verbreitet sie sind und vor allem: was Sie dagegen tun können. Was genau ist eigentlich eine Panikattacke? Eine Panikattacke ist mehr als nur "starke Nervosität" – sie ist ein plötzlicher, intensiver Angstanfall, der oft ohne erkennbaren Auslöser auftritt. Laut der internationalen Klassifikation psychischer Störungen müssen mindestens vier der folgenden Symptome auftreten, um von einer Panikattacke zu sprechen: Herzklopfen, Herzrasen oder unregelmässiger Herzschlag Schwitzen Zittern oder Beben Mundtrockenheit Atemnot oder Erstickungsgefühle Beklemmungsgefühl oder Schmerzen in der Brust Übelkeit oder Bauchbeschwerden Schwindel oder Benommenheit Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit) oder Depersonalisation (Gefühl, von sich selbst getrennt zu sein) Angst, die Kontrolle zu verlieren oder "verrückt zu werden" Angst zu sterben Taubheits- oder Kribbelgefühle Hitzewallungen oder Kälteschauer Das Tückische: Viele Menschen, die zum ersten Mal eine Panikattacke erleben, glauben, sie hätten einen Herzinfarkt oder eine andere lebensbedrohliche Erkrankung – was die Angst und damit die Symptome noch verstärkt. Wie häufig kommen Panikattacken vor? Überraschend viele Menschen kennen das Phänomen: Etwa 28% der Bevölkerung erleben mindestens einmal im Leben eine Panikattacke. Von einer Panikstörung – bei der die Attacken wiederholt auftreten und eine anhaltende Angst vor weiteren Attacken besteht – sind etwa 2-3% der Menschen betroffen. Frauen sind dabei etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Das typische Ersterkrankungsalter liegt übrigens zwischen dem späten Teenageralter und Mitte 30. Aber auch Kinder und ältere Menschen können betroffen sein. Erste Hilfe bei einer Panikattacke Wenn Sie oder jemand in Ihrer Umgebung gerade eine Panikattacke erlebt, können diese Strategien helfen: Für Betroffene: Atmen Sie bewusst : Versuchen Sie, langsam und tief zu atmen. Zählen Sie beim Einatmen bis 4, halten Sie kurz die Luft an und atmen Sie bis 6 aus. Diese verlängerte Ausatmung hilft, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren. Ankern Sie sich in der Realität : Wenden Sie die 5-4-3-2-1-Methode an: Benennen Sie 5 Dinge, die Sie sehen, 4 Dinge, die Sie spüren, 3 Dinge, die Sie hören, 2 Dinge, die Sie riechen und 1 Ding, das Sie schmecken können. Erinnern Sie sich : Eine Panikattacke kann sehr beängstigend sein, aber sie ist nicht gefährlich. Sie wird vorübergehen! Bewegen Sie sich sanft : Falls möglich, gehen Sie ein paar Schritte oder schütteln Sie Ihre Hände aus. Für Helfende: Bleiben Sie ruhig : Ihre Ruhe kann sich positiv auf die betroffene Person übertragen. Sprechen Sie klar und einfach : Komplexe Erklärungen oder Diskussionen sind während einer Attacke nicht hilfreich. Bieten Sie Unterstützung an : "Ich bin bei dir. Du bist nicht allein. Es wird vorübergehen." Respektieren Sie Grenzen : Manche Menschen möchten während einer Attacke nicht berührt werden, andere finden eine Hand auf der Schulter beruhigend. Warum entstehen Panikattacken überhaupt? Die genauen Ursachen sind komplex und individuell unterschiedlich. Als Faktoren, die zur Entstehung beitragen können, gelten: Genetische Veranlagung : Wenn Eltern oder Geschwister an Angststörungen leiden, ist das eigene Risiko erhöht. Neurobiologische Faktoren : Ungleichgewichte von Neurotransmittern wie Serotonin können eine Rolle spielen. Psychologische Faktoren : Eine Neigung zu Katastrophendenken oder eine geringe Toleranz gegenüber Unsicherheit kann Panikattacken begünstigen. Traumatische Erlebnisse : Belastende Lebensereignisse können Trigger für Panikattacken sein. Lebensstil : Übermässiger Koffeinkonsum, Schlafmangel und chronischer Stress wirken als Verstärker. Behandlungsmöglichkeiten Bei wiederkehrenden Panikattacken ist professionelle Hilfe sinnvoll. Die Behandlung kann folgende Ansätze umfassen: Psychotherapie Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als besonders wirksam. Sie hilft, angstauslösende Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Eine spezielle Form ist die Expositionstherapie, bei der man sich schrittweise und unter therapeutischer Anleitung den gefürchteten Situationen oder körperlichen Empfindungen aussetzt. Das klingt erst einmal wenig verlockend, hilft aber besonders gut! Medikamentöse Behandlung Bei schweren Verläufen können Medikamente wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) verschrieben werden. Manchmal kommen auch Benzodiazepine zum kurzfristigen Einsatz, allerdings besteht hier ein Abhängigkeitsrisiko. Selbsthilfemassnahmen für den Alltag Neben der professionellen Behandlung können Sie selbst viel tun, um Panikattacken vorzubeugen: Entspannungstechniken regelmässig üben : Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training oder Meditation können das Erregungsniveau senken. Ausreichend bewegen : Moderater Sport 3-4 Mal pro Woche reduziert nachweislich Angstsymptome. Besonders geeignet sind Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren. Auf Schlaf und Ernährung achten : Schlafmangel und stark schwankender Blutzuckerspiegel können Panikattacken begünstigen. Angsttagebuch führen : Notieren Sie, wann Attacken auftreten und welche Situationen, Gedanken oder körperlichen Empfindungen vorausgingen. So können Sie Muster erkennen. Koffein und Alkohol reduzieren : Beide Substanzen können Angstsymptome verstärken. Achtsamkeit kultivieren : Lernen Sie, im Moment zu sein und Gedanken und Gefühle ohne Bewertung wahrzunehmen. Wann sollten Sie professionelle Hilfe suchen? Wenn Panikattacken wiederholt auftreten, Ihren Alltag beeinträchtigen oder Sie aus Angst vor weiteren Attacken bestimmte Situationen meiden, ist es ratsam, fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein erster Ansprechpartner kann Ihr Hausarzt sein, der Sie bei Bedarf an einen Psychotherapeuten oder Psychiater überweisen kann. Fazit: Panikattacken sind erschreckend, aber nicht gefährlich. Mit den richtigen Strategien und bei Bedarf professioneller Unterstützung lassen sie sich gut bewältigen. Vergessen Sie nicht: Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und Hilfe zu suchen ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche! Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- ADHS - die Kunst, gleichzeitig alles zu wollen
Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist eine der häufigsten neurobiologischen Entwicklungsstörungen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen kann. Die Störung ist durch eine Kombination von Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet, die in verschiedenen Lebensbereichen erhebliche Auswirkungen auf das alltägliche Funktionieren haben können. Was ist ADHS? ADHS ist eine Störung der Hirnfunktion, die entweder angeboren ist oder sich kurz nach der Geburt entwickelt. Sie manifestiert sich vor allem in drei Kernbereichen: Unaufmerksamkeit , Hyperaktivität und Impulsivität . Dabei ist wichtig zu wissen: Nicht jeder Mensch mit ADHS zeigt alle Symptome gleichermassen. Manche haben vor allem Probleme, sich zu konzentrieren, während andere durch ihre Rastlosigkeit auffallen. Anhand dieser unterschiedlichen Ausprägungen lassen sich grob folgende drei Subtypen unterscheiden: Vorwiegend unaufmerksamer Typ ("Träumer"), Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ ("Wirbelwind"), Kombinierter Typ (die "bunte Mischung"). Wie häufig ist ADHS in der Schweiz? In der Schweiz sind etwa 4-5 % der Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen. Das bedeutet: In einer durchschnittlichen Schulklasse mit 20 Schüler:innen hat mindestens ein Kind ADHS. Bei Erwachsenen liegt die Häufigkeit niedriger, etwa bei 2-3 %, da sich die Symptome im Laufe des Lebens oft abschwächen - oder sich anders ausdrücken. Das heisst also nicht unbedingt, dass ADHS "weggeht" – viele Betroffene müssen auch als Erwachsene noch Strategien finden, um ihren Alltag zu meistern. Ein Blick ins Gehirn ADHS ist keine Erziehungsfrage oder ein Modephänomen, sondern eine biologisch bedingte Störung. Studien zeigen, dass die Gehirnstruktur und -funktion bei Menschen mit ADHS anders ist. Besonders betroffen sind die Regionen, die für Impulskontrolle, Planung und Aufmerksamkeit verantwortlich sind. Der Neurotransmitter Dopamin, der für Motivation und Belohnung eine wichtige Rolle spielt, arbeitet bei ADHS-Betroffenen nicht optimal. Das erklärt, warum sie oft Schwierigkeiten haben, Aufgaben zu Ende zu bringen – vor allem, wenn diese langweilig oder monoton sind. Symptome, die den Alltag prägen Menschen mit ADHS können eine unglaubliche Energie haben, blitzschnell denken und kreativ sein. Doch diese "Superkräfte" kommen oft mit Herausforderungen: Vergesslichkeit : Der Schlüssel bleibt in der Haustür, der Geburtstag der besten Freundin wird übersehen. Ablenkbarkeit : Ein Vogel am Fenster reicht, um die Aufmerksamkeit komplett vom Schulstoff abzuziehen. Ungeduld : Warten? Bloss nicht! Impulsivität : Spontane Entscheidungen, die nicht immer durchdacht sind. Für Eltern, Lehrpersonen und Arbeitgeber:innen kann das herausfordernd sein. Doch mit Verständnis und geeigneten Massnahmen lässt sich der Alltag erleichtern. Diagnose und Therapie Die Diagnose von ADHS ist komplex. Es gibt keinen Bluttest oder MRT-Scan, der ADHS nachweist. Stattdessen basiert die Diagnose auf Gesprächen, Fragebögen und Verhaltensbeobachtungen. Wichtig ist, dass andere Ursachen wie Angststörungen oder Schlafprobleme ausgeschlossen werden. Zur Behandlung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Psychoedukation : Wissen ist Macht! Betroffene und ihre Familien lernen, wie ADHS funktioniert und wie sie damit umgehen können. Verhaltenstherapie : Hier werden Strategien für den Alltag erarbeitet, z. B. wie man sich besser organisiert. Medikamente : Stimulanzien wie Methylphenidat (bekannt als Ritalin) helfen vielen Betroffenen, ihre Symptome zu kontrollieren. Die Entscheidung für oder gegen Medikamente sollte jedoch individuell getroffen werden. Coaching : Gerade für Erwachsene kann ein ADHS-Coach eine wertvolle Unterstützung sein. Ein Leben mit ADHS: Herausforderung, aber auch Chance ADHS bringt Hürden mit sich, keine Frage. Aber es bringt auch einzigartige Stärken: Kreativität, Begeisterungsfähigkeit, Flexibilität und Innovationsgeist. Viele prominente Persönlichkeiten wie Michael Phelps, Simone Biles oder Will Smith sprechen offen darüber, wie ADHS ihr Leben geprägt hat – positiv wie negativ. Für die Gesellschaft ist es wichtig, ADHS besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen. Denn: Mit der richtigen Unterstützung und einem offenen Umgang kann ADHS eine Superkraft sein, die das Leben bereichert – für die Betroffenen selbst und für alle um sie herum. Fazit ADHS ist mehr als nur "zappelig" sein oder etwas zu vergessen. Es ist eine komplexe Störung, die viele Facetten hat – aber auch viele Möglichkeiten bietet. Mit Wissen, Verständnis und der richtigen Hilfe kann ein Leben mit ADHS nicht nur gemeistert, sondern auch in vollen Zügen gelebt werden. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.
- Depression und Schuldgefühle
Schuldgefühle und Depression – ein unschönes Duo, das sich gegenseitig befeuert. Wer depressiv ist, fühlt sich oft schuldig, weil er gerade weniger leisten kann, sich zurückzieht oder das Leben nicht so geniessen kann, wie es "normal" wäre. Diese Schuldgefühle verstärken die Depression noch weiter. Ein Teufelskreis, der sich manchmal als hartnäckig erweist. Doch keine Sorge: Es gibt Möglichkeiten, dem ganzen etwas entgegenzusetzen. Schuldgefühle sind nicht immer rational Depressive Schuldgefühle sind oft übertrieben oder unbegründet. Schuld kann aus frühkindlichen Prägungen resultieren, aus verinnerlichten Normen oder aus Erwartungen, die uns unbewusst begleiten. Vielleicht wurden Sie früh dazu erzogen, immer für andere da zu sein, Verantwortung zu übernehmen oder besonders leistungsfähig zu sein. Wenn dann in einer depressiven Phase nichts mehr zu funktionieren scheint, kann das Schuldgefühle auslösen. Würden Sie einem guten Freund auch so harte Vorwürfe machen wie sich selbst? Wahrscheinlich nicht. Also: Nehmen Sie die Schuldgefühle wahr, aber stellen Sie sie ruhig mal auf den Prüfstand. Depression ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche Kein Mensch würde sich wohl für eine Erkältung oder einen Beinbruch schuldig fühlen. Warum also für eine Depression? Sie ist eine ernsthafte Erkrankung, die einen nicht weniger wertvoll macht. Oft entsteht Schuld aus der inneren Überzeugung, nicht gut genug zu sein oder andere zu enttäuschen. Doch diese Gedanken entstehen aus der Krankheit heraus; sie sind nicht Ausdruck der Realität. Wenn Sie sich schuldig fühlen, erinnern Sie sich daran: Sie haben es nicht gewählt, krank zu sein. Ihr Wert als Mensch hängt nicht davon ab, ob Sie funktionieren. Perfektionismus loslassen Viele Depressive haben hohe Erwartungen an sich selbst. Wenn dann etwas nicht klappt, fühlt es sich wie ein Versagen an. Perfektionismus kann eine tief verwurzelte Strategie sein, um sich sicher und wertvoll zu fühlen – doch sie kann das Leben unnötig schwer machen. Möglicherweise haben Sie gelernt, dass Anerkennung an Leistung gekoppelt ist. Doch niemand ist perfekt – und es wäre gruselig, wenn es anders wäre. Erlauben Sie sich also, menschlich zu sein, Fehler zu machen und auch mal nur das Nötigste zu schaffen. Ihr Wert hängt nicht davon ab, wie viel Sie leisten. Selbstmitgefühl üben Stellen Sie sich vor, eine gute Freundin wäre in Ihrer Situation. Würden Sie sie verurteilen? Oder wären Sie verständnisvoll und würden ihr Mut machen? Behandeln Sie sich selbst mit derselben Freundlichkeit. Oft gibt es innere Stimmen, die uns einreden, nicht genug zu sein – diese Stimmen sind nicht angeboren, sondern haben sich über die Jahre entwickelt. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, woher diese strengen Regeln kommen. Selbstmitgefühl kann geübt werden – und es macht einen grossen Unterschied. Austausch suchen Sprechen Sie mit jemandem, dem Sie vertrauen. Oft hilft es, Schuldgefühle laut auszusprechen und eine andere Perspektive zu bekommen. Wer Ihnen nahesteht, wird Ihnen wahrscheinlich bestätigen, dass Sie keinen Grund haben, sich schuldig zu fühlen. Und zwar nicht aus Höflichkeit, sondern weil es stimmt. Auch professionelle Hilfe kann hier sehr wertvoll sein. Eine Therapeutin kann helfen, die tieferen Ursachen von Schuld und Selbstabwertung zu verstehen und neue Wege zu finden, mit ihnen umzugehen. Fazit: Sie sind nicht allein Schuldgefühle sind bei Depressionen häufig, aber nicht unüberwindbar. Mit der richtigen Haltung und etwas Übung können Sie lernen, sie in ihre Schranken zu weisen. Seien Sie aber geduldig mit sich – Sie verdienen Verständnis, vor allem von Ihnen selbst. Und falls Sie merken, dass die Schuldgefühle zu tief sitzen, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihre Gefühle sind ernst zu nehmen – und Sie sind es wert, sich um sie zu kümmern. Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.












