Dopamin - der Superstar in Ihrem Gehirn
- Dr. med. Lienhard Maeck

- 14. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Aug.
Stellen Sie sich vor, Dopamin ist wie der begeisterte Cheerleader in Ihrem Kopf – immer bereit, Sie anzufeuern, wenn Sie etwas Tolles erleben oder ein Ziel erreichen. Aber dieser Botenstoff kann noch mehr, als nur für gute Laune zu sorgen.
Was ist Dopamin eigentlich?
Dopamin ist ein Neurotransmitter, also ein chemischer Bote, der Nachrichten zwischen den Nervenzellen im Gehirn überträgt. Es wird oft (nicht ganz korrekt) als „Belohnungshormon“ bezeichnet, weil es uns das Gefühl gibt, auf der Siegerstrasse zu sein – sei es nach einem Erfolg im Job, beim Essen einer leckeren Pizza oder beim Erreichen eines langersehnten Ziels. Aber Dopamin ist kein einfacher Spassmacher. Es spielt auch eine Schlüsselrolle bei:
Motivation: Es treibt uns an, aktiv zu werden und Dinge anzugehen.
Lernen: Es hilft uns, zu erkennen, was funktioniert – und was nicht.
Aufmerksamkeit: Es hält uns fokussiert und wachsam.
Wann feuert Dopamin richtig los?
Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, wenn es etwas Angenehmes oder Belohnendes erwartet. Das kann ein gutes Essen, Bewegung, Musik oder sogar das Knacken eines Levels in einem Videospiel sein. Allein schon die Vorfreude auf die Belohnung sorgt für einen Dopamin-Kick – manchmal sogar stärker als die Belohnung selbst!
Die „dunkle Seite“ des Dopamins
So wunderbar Dopamin auch klingt, es hat auch seine Tücken. Wenn wir ständig nach dem nächsten Dopamin-Hoch suchen – durch Social Media, übermässiges Essen oder andere süchtig machende Verhaltensweisen – kann unser Belohnungssystem durcheinandergeraten. Das Gehirn gewöhnt sich an immer grössere Reize und verlangt mehr, um das gleiche Glücksgefühl zu erzeugen. Ergebnis: Wir prokrastinieren, scrollen ziellos durch TikTok und fühlen uns trotzdem leer. Aber das ist nicht alles – Dopamin spielt auch eine Schlüsselrolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener psychischer Erkrankungen:
Schizophrenie:
Hier ist Dopamin eher ein Überflieger, aber nicht im positiven Sinne. Eine Überaktivität im dopaminergen System, insbesondere in bestimmten Bereichen des Gehirns wie dem mesolimbischen System, wird mit Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen in Verbindung gebracht. Deshalb zielen viele antipsychotische Medikamente darauf ab, Dopaminrezeptoren zu blockieren und die Überstimulation zu dämpfen.
Depression:
Während bei Schizophrenie oft zu viel Dopamin das Problem ist, könnte es bei Depression das Gegenteil sein. Ein Mangel an Dopamin in bestimmten Hirnregionen – vor allem im Belohnungssystem – wird mit Anhedonie (der Unfähigkeit, Freude zu empfinden) und Antriebslosigkeit in Verbindung gebracht. Daher setzen einige neuere Ansätze zur Behandlung von Depressionen darauf, den Dopaminspiegel zu erhöhen.
Sucht:
Ob es um Alkohol, Drogen oder Smartphones geht – der Mechanismus dahinter ist ähnlich. Suchtverhalten kapert das natürliche Belohnungssystem des Gehirns und zwingt es, Dopamin in grossen Mengen auszuschütten. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn jedoch daran, und die Dosis muss erhöht werden, um das gleiche „High“ zu spüren. Der Weg aus der Sucht bedeutet häufig, das Belohnungssystem langsam wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung):
Hier sieht es ein wenig anders aus: Es wird angenommen, dass bei ADHS ein Mangel an Dopamin in bestimmten Bereichen des Gehirns – insbesondere im präfrontalen Kortex – vorliegt. Das kann erklären, warum Menschen mit ADHS Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder motiviert zu bleiben. Medikamente wie Methylphenidat (Ritalin) wirken, indem sie den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen und die Signalübertragung verbessern.
Ein fragiles Gleichgewicht
Dopamin im Gleichgewicht zu halten ist entscheidend – sowohl ein Überschuss als auch ein Mangel können das Wohlbefinden beeinträchtigen. Der Schlüssel liegt darin, gesunde Gewohnheiten zu fördern und Überstimulation zu vermeiden. Bewusste digitale Pausen, ein strukturierter Alltag und ausreichend Erholung können helfen, das Belohnungssystem im Gleichgewicht zu halten. In manchen Fällen kann auch eine medizinische Unterstützung sinnvoll sein. Mit der richtigen Balance bleibt Dopamin ein Antrieb, der motiviert, statt uns psychisch zu destabilisieren.
Wie Sie Dopamin auf gesunde Weise boosten können
Sie brauchen keine Hightech-Lösungen, um dazu beizutragen, Ihren Dopamin-Haushalt in Balance zu halten:
Bewegung: Sport, Spaziergänge oder Tanzen kurbeln die Dopaminproduktion an.
Erfolgserlebnisse: Setzen Sie sich kleine, erreichbare Ziele und feiern Sie Fortschritte.
Ernährung: Lebensmittel wie Bananen, Eier, Käse, Hülsenfrüchte, Magerquark und Mandeln liefern Tyrosin, einen Baustein für die Dopaminproduktion.
Musik: Hören Sie Ihre Lieblingssongs – das führt nachweislich zu gesteigerter Dopaminausschüttung.
Digital Detox: Legen Sie bewusste Pausen vom Smartphone ein, um das Gehirn wieder für Dopamin zu sensibilisieren.
Fazit: Dopamin - Ihr innerer Antriebsmotor
Dopamin ist mehr als ein blosser „Wohlfühl-Botenstoff“. Es spielt eine zentrale Rolle bei Motivation, Konzentration und der Verarbeitung von Belohnungen. Er beeinflusst, wie stark wir uns für Ziele engagieren und wie wir Fortschritte wahrnehmen. Während wir den Dopaminstoffwechsel nicht direkt kontrollieren können, gibt es positive Lebensgewohnheiten, die seine Wirkung unterstützen. Ein bewusster Umgang mit diesen Faktoren kann helfen, Motivation und Zufriedenheit auf natürliche Weise zu fördern.
Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.



