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ADHS und Ernährung - bringt das was oder ist das Hokuspokus?

  • Autorenbild: Dr. med. Lienhard Maeck
    Dr. med. Lienhard Maeck
  • 7. Feb.
  • 2 Min. Lesezeit

ADHS und Ernährung – ein ewiges Thema! Wer sich ein wenig durch das Internet liest, trifft schnell auf Versprechen wie „Heile ADHS mit diesen 5 Superfoods!“ oder „Zucker ist die Wurzel allen Übels“. Aber was ist dran? Kann man wirklich mit Nahrungsergänzungsmitteln oder Diäten etwas gegen ADHS tun? Schauen wir uns das mal an – mit einer ordentlichen Portion wissenschaftlicher Evidenz und einer Prise gesunden Menschenverstands.

Omega-3: Fisch auf den Tisch? Oder Kapseln in den Mund?

Omega-3-Fettsäuren (vor allem Eicosapentaensäure {EPA} und Docosahexaensäure {DHA}) haben sich in einigen Studien als hilfreich erwiesen, um ADHS-Symptome etwas abzumildern. Sie spielen eine Rolle in der Gehirnfunktion und könnten die Aufmerksamkeit und Impulskontrolle verbessern. Aber: Der Effekt ist eher moderat. Also keine Wunder erwarten! Wer wenig Fisch isst, kann eine Ergänzung ausprobieren – 1 bis 2 Gramm täglich mit einem EPA/DHA-Verhältnis von etwa 2:1 scheinen am besten zu funktionieren.

Eisen & Zink: Was dem Motor das Öl, ist dem Gehirn das Eisen?

Kinder mit ADHS haben häufig niedrigere Ferritin-Werte (das ist quasi der Speicher für unser Eisen). Und Eisen spielt eine wichtige Rolle in der Dopaminproduktion – und genau dieses System funktioniert bei ADHS nicht ganz rund. Wer also unter Eisenmangel leidet (Ferritin unter 30 ng/ml), könnte von einer gezielten Supplementierung profitieren. Aber bitte nicht einfach auf eigene Faust Eisentabletten futtern – vorher einen Bluttest machen! Ähnliches gilt für Zink: Auch dieser Mineralstoff hat Einfluss auf Dopamin und kann bei einigen Kindern helfen. Aber auch hier gilt: Nur bei nachgewiesenem Mangel supplementieren!

Magnesium: Die Wundersubstanz fürs Nervenkostüm?

Magnesium ist wichtig für die Nervenfunktion – und einige Kinder mit ADHS haben tätsächlich niedrigere Spiegel. Wenn Ihr Kind häufiger Muskelkrämpfe hat, schlecht schläft oder viel zappelt, könnte ein Magnesiummangel mit eine Rolle spielen. Eine Einnahme von 200–400 mg täglich könnte einen Beitrag zur Besserung leisten – aber wieder gilt: Kein sinnloses Drauflos-Supplementieren, sondern erst beim Hausarzt/Kinderarzt checken lassen!

Die Sache mit der Diät: Zucker, Farbstoffe und Co.

Immer wieder liest man, dass Zucker oder bestimmte Lebensmittel ADHS verschlimmern oder sogar verursachen können. Die Wissenschaft sagt dazu: Jain. Bei einem kleinen Teil der Kinder kann es helfen, künstliche Farbstoffe oder bestimmte Konservierungsstoffe zu meiden. Eine strikte Eliminationsdiät ist aber oft schwer durchzuhalten und meist auch nicht nötig. Probieren kann man es – aber es ersetzt keine Therapie.

Fazit: Nahrungsergänzungsmittel als Wundermittel? Nope, aber …

Während die Einnahme von Omega-3, Eisen, Zink oder Magnesium bei einigen ADHS-Betroffenen Sinn machen kann, sollte man sich bewusst sein: Diese Massnahmen sind keine Wunderwaffen. Wer einen nachgewiesenen Mangel hat, kann von gezielter Supplementierung profitieren – aber für alle anderen ist das eher rausgeschmissenes Geld. Und Diäten? Sie können individuell helfen, vor allem wenn eine Unverträglichkeit oder Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Lebensmitteln besteht. Aber auch hier gilt: keine Zauberlösung. Wer ADHS nachhaltig in den Griff bekommen will, setzt am besten auf eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Medikation (falls nötig) und gesunder, ausgewogener Ernährung. Denn ein gutes Fundament schadet nie – aber zaubern kann es leider auch nicht.

Literatur: Einfluss der Ernährung auf die Aufmerksamkeitdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-17823

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.

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