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10 psychiatrische Mythen - und was wirklich stimmt

  • Autorenbild: Dr. med. Lienhard Maeck
    Dr. med. Lienhard Maeck
  • 24. Jan.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Jan.

Psychiatrie und Psychotherapie sind oft von Mythen und Missverständnissen umrankt. Manche davon sind einfach skurril, andere tiefer verwurzelt und sorgen für Vorurteile, die Betroffenen das Leben zusätzlich erschweren. Hier möchte ich über zehn der häufigsten Mythen aufklären – wissenschaftlich fundiert, aber ohne Fachchinesisch.

1. Psychische Erkrankungen sind ein Zeichen von Schwäche

Falsch! Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen haben nichts mit Charakterstärke oder Willenskraft zu tun. Sie sind komplexe medizinische Zustände, beeinflusst durch genetische Faktoren, Biochemie und Umwelt. Niemand würde einen Menschen mit Diabetes als "schwach" bezeichnen – warum also jemanden mit einer Depression?


2. Psychiatrische Erkrankungen sind selten

Ganz und gar nicht! In der Schweiz ist im Laufe eines Jahres bis zu einem Drittel der Menschen von einer psychischen Erkrankung betroffen (Quelle: Bundesamt für Gesundheit, "Psychische Gesundheit: Kennzahlen 2022"). Damit gehören psychische Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt.


3. Antidepressiva machen abhängig

Ein grosser Irrtum! Antidepressiva wirken anders als Beruhigungs- oder Schlafmittel. Sie regulieren bestimmte Botenstoffe im Gehirn und haben kein Suchtpotenzial. Natürlich müssen sie korrekt eingenommen und – unter ärztlicher Begleitung – langsam ausgeschlichen werden. Wer sich für das Thema interessiert, lese auch hier.


4. Psychotherapie ist nur „Reden“

Psychotherapie ist weit mehr als ein paar freundliche Unterhaltungen. Therapeuten und Therapeutinnen nutzen wissenschaftlich fundierte Methoden, um Verhalten, Denkmuster und Gefühle nachhaltig zu verändern. Es steckt viel Know-how dahinter, das weit über einen guten Ratschlag hinausgeht.


5. Wer psychisch krank ist, gehört in die "Klapse"

Das Bild der "Irrenanstalt" ist ein Relikt der Vergangenheit. Heutzutage gibt es spezialisierte Kliniken, die Betroffenen auf höchstem medizinischen Niveau helfen. Viele Menschen können ihre Erkrankung ambulant behandeln lassen und brauchen keine stationäre Aufnahme.


6. Nur "verrückte" Menschen gehen zum Psychiater

Stimmt auch nicht! Psychiatrische Hilfe zu suchen, ist genauso normal wie ein Besuch beim Hausarzt. Menschen gehen zum Psychiater, weil sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern wollen – das ist weder verrückt noch ungewöhnlich, sondern sinnvoll und verantwortungsbewusst.


7. Kinder und Jugendliche können keine psychischen Erkrankungen haben

Leider doch. Auch junge Menschen können an Depressionen, Angststörungen oder Traumafolgen leiden. Je früher eine Behandlung beginnt, desto besser stehen die Chancen auf Heilung oder Linderung.


8. Psychische Krankheiten "heilt" man einfach mit genug Willenskraft

So einfach ist das leider nicht. Man kann eine Panikattacke nicht einfach "wegdenken" – genauso wenig, wie das bei einer gebrochenen Rippe funktioniert. Psychische Erkrankungen brauchen professionelle Hilfe, Geduld - und manchmal auch Medikamente.


9. Psychische Erkrankungen sind für immer

Nicht unbedingt! Viele psychische Störungen lassen sich sehr gut behandeln. Einige Menschen genesen vollständig, andere lernen, mit ihrer Erkrankung zu leben – oft in einer Lebensqualität, die sie vorher nicht für möglich gehalten hätten.


10. Psychiatrische Diagnosen "schubladisieren" Menschen

Eine Diagnose ist kein Etikett, sondern eine Grundlage, um die bestmögliche Behandlung zu finden. Sie beschreibt Symptome, nicht den Menschen dahinter. Niemand ist "nur" seine Diagnose!

Psychische Gesundheit ist ein Thema, das jede und jeden betrifft. Je mehr wir darüber sprechen und falsche Vorstellungen ausräumen, desto besser können wir Betroffenen helfen – und gemeinsam Vorurteile abbauen. Teilen Sie gern diesen Beitrag und helfen Sie, das Wissen weiterzutragen!

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.

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