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Depression und Schuldgefühle

  • Autorenbild: Dr. med. Lienhard Maeck
    Dr. med. Lienhard Maeck
  • 22. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Schuldgefühle und Depression – ein unschönes Duo, das sich gegenseitig befeuert. Wer depressiv ist, fühlt sich oft schuldig, weil er gerade weniger leisten kann, sich zurückzieht oder das Leben nicht so geniessen kann, wie es "normal" wäre. Diese Schuldgefühle verstärken die Depression noch weiter. Ein Teufelskreis, der sich manchmal als hartnäckig erweist. Doch keine Sorge: Es gibt Möglichkeiten, dem ganzen etwas entgegenzusetzen.


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Schuldgefühle sind nicht immer rational

Depressive Schuldgefühle sind oft übertrieben oder unbegründet. Schuld kann aus frühkindlichen Prägungen resultieren, aus verinnerlichten Normen oder aus Erwartungen, die uns unbewusst begleiten. Vielleicht wurden Sie früh dazu erzogen, immer für andere da zu sein, Verantwortung zu übernehmen oder besonders leistungsfähig zu sein. Wenn dann in einer depressiven Phase nichts mehr zu funktionieren scheint, kann das Schuldgefühle auslösen. Würden Sie einem guten Freund auch so harte Vorwürfe machen wie sich selbst? Wahrscheinlich nicht. Also: Nehmen Sie die Schuldgefühle wahr, aber stellen Sie sie ruhig mal auf den Prüfstand.

Depression ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche

Kein Mensch würde sich wohl für eine Erkältung oder einen Beinbruch schuldig fühlen. Warum also für eine Depression? Sie ist eine ernsthafte Erkrankung, die einen nicht weniger wertvoll macht. Oft entsteht Schuld aus der inneren Überzeugung, nicht gut genug zu sein oder andere zu enttäuschen. Doch diese Gedanken entstehen aus der Krankheit heraus; sie sind nicht Ausdruck der Realität. Wenn Sie sich schuldig fühlen, erinnern Sie sich daran: Sie haben es nicht gewählt, krank zu sein. Ihr Wert als Mensch hängt nicht davon ab, ob Sie funktionieren.

Perfektionismus loslassen

Viele Depressive haben hohe Erwartungen an sich selbst. Wenn dann etwas nicht klappt, fühlt es sich wie ein Versagen an. Perfektionismus kann eine tief verwurzelte Strategie sein, um sich sicher und wertvoll zu fühlen – doch sie kann das Leben unnötig schwer machen. Möglicherweise haben Sie gelernt, dass Anerkennung an Leistung gekoppelt ist. Doch niemand ist perfekt – und es wäre gruselig, wenn es anders wäre. Erlauben Sie sich also, menschlich zu sein, Fehler zu machen und auch mal nur das Nötigste zu schaffen. Ihr Wert hängt nicht davon ab, wie viel Sie leisten.

Selbstmitgefühl üben

Stellen Sie sich vor, eine gute Freundin wäre in Ihrer Situation. Würden Sie sie verurteilen? Oder wären Sie verständnisvoll und würden ihr Mut machen? Behandeln Sie sich selbst mit derselben Freundlichkeit. Oft gibt es innere Stimmen, die uns einreden, nicht genug zu sein – diese Stimmen sind nicht angeboren, sondern haben sich über die Jahre entwickelt. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, woher diese strengen Regeln kommen. Selbstmitgefühl kann geübt werden – und es macht einen grossen Unterschied.

Austausch suchen

Sprechen Sie mit jemandem, dem Sie vertrauen. Oft hilft es, Schuldgefühle laut auszusprechen und eine andere Perspektive zu bekommen. Wer Ihnen nahesteht, wird Ihnen wahrscheinlich bestätigen, dass Sie keinen Grund haben, sich schuldig zu fühlen. Und zwar nicht aus Höflichkeit, sondern weil es stimmt. Auch professionelle Hilfe kann hier sehr wertvoll sein. Eine Therapeutin kann helfen, die tieferen Ursachen von Schuld und Selbstabwertung zu verstehen und neue Wege zu finden, mit ihnen umzugehen.

Fazit: Sie sind nicht allein

Schuldgefühle sind bei Depressionen häufig, aber nicht unüberwindbar. Mit der richtigen Haltung und etwas Übung können Sie lernen, sie in ihre Schranken zu weisen. Seien Sie aber geduldig mit sich – Sie verdienen Verständnis, vor allem von Ihnen selbst. Und falls Sie merken, dass die Schuldgefühle zu tief sitzen, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihre Gefühle sind ernst zu nehmen – und Sie sind es wert, sich um sie zu kümmern.

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Therapeuten.

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